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Mittwoch, 13. November 2019 Lebensraum Zurzibiet 39
HB9COJ (Urs Schmid) und HB9CEX (Peter Stäheli) in der sogenannten «shack» von Schmid in Kleindöttingen.
Faszination Funk Kontakt kann man eine Bestätigungskarte
anfordern. «Sie haben allerdings ein wenig
an Bedeutung verloren. Brauchte ich teil-
weise bis zu 3000 Karten innerhalb von
zwei Jahren, sind es heute noch hundert
pro Jahr.» Heute kann man seinen Funker-
Sie treffen sich elfmal im Jahr und teilen eine gemeinsame Log auf einen Server laden, Bestätigungen
Leidenschaft – das Funken. Ein Blick hinter die Kulissen erhält man elektronisch.
der Zurzibieter Funkerrunde. Spezielle Sparten
Nachdem er nun bereits mit allen Ländern
ZURZIBIET (sf) – Sie sind eine lose Vereini- Lebenslange Leidenschaft der Welt via Telegrafie in Kontakt getreten
gung, zu der Bastler, technische Tüftler und Funkamateure sind in der Regel technisch ist, wird Stäheli zum «Islander» – er funkt
digitale Tausendsassas gehören. Einmal im Interessierte. Einige nutzen das Funken in abgelegene Gebiete, in die Expeditio-
Monat haben sie einen Höck und tauschen zur Pflege der Fremdsprachen, wiederum nen stattfinden. Diese Funkexpeditionen
sich aus. In ihrem sogenannten «shack» fun- andere mögen die Telegrafie und morsen sind teilweise enorm kostspielig und wer-
ken nicht nur HB9CEX (Peter Stäheli) und gerne. Schmid gehört zu Ersteren, Stäheli den auch durch Spenden finanziert. «Ich
HB9COJ (Urs Schmid) um die Welt. Rund zu Letzteren. Während Schmid am Funk- brauche mehr Zeit für die Recherche als
4000 Funker gibt es in der Schweiz, im Zur- gerät gerne sprachlich mit anderen in Kon- für das Funken selber», erklärt er. Auch die
zibiet sind es etwa 25 Aktive. Jeweils am takt tritt, kann Stäheli mittels Morsezei- Inseln hat er schon mehrheitlich abgedeckt,
Donnerstagabend funken sie auf regionalen chen kommunizieren. es fehlen ihm nur noch drei. Er nimmt zu-
Frequenzen und tauschen sich mit anderen Stäheli kam während der Lehrzeit mit dem an Funkerwettbewerben teil, von de-
Zurzibietern aus. Eingetragen werden ihre Funk in Kontakt und morste im Militär. Je nen es unzählige gibt.
Verbindungen im persönlichen Logbuch. näher er die Materie kennenlernte, desto Im Funk existieren schier unzählige Spar-
Funker sind begeistert und leidenschaft- faszinierter war er. Auch nach über 40 Jah- ten. Eine nennt sich EME (Erde-Mond-
lich in ihrem Hobby. Diese enorme Begeis- ren ist er noch sehr aktiv. 340 Funkgebiete Erde). Dabei wird der Mond als Reflektor
terung ist wohl erst dann wirklich spürbar, gibt es weltweit. Mit allen einmal in Kon- verwendet. «Jeder findet seine Nische», er-
wenn man im Keller eines Funkers sitzt takt getreten zu sein, ist für manchen Fun- klärt Schmid. Stäheli sei ein Ländersamm-
und eine Funkverbindung verfolgen kann. ker fast eine Lebensaufgabe, meint Stähe- ler. «Am Anfang waren alle Kontakte in-
In unserem Fall nach Mainz. Es zeigt sich: li schmunzelnd. «Ich habe alle – mit viel teressant, irgendwann hatte man mit allen
Das Bild des Amateurfunkers, der mit auf- Glück», merkt er an. Ganz speziell dabei europäischen Ländern Kontakt und wollte
gesetzten Kopfhörern bis tief in die Nacht sei zum Beispiel der Funkkontakt zu Nord- mit den USA, Südamerika oder Südafrika
hinein an einer schwach beleuchteten Funk- korea, denn dort ist das Funken seit Jahren funken.» Für Schmid steht der direkte Aus-
station sitzt, ist gar nicht so falsch. strikte verboten. Für einen erfolgreichen tausch im Vordergrund.