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24 Lebensraum Zurzibiet Mittwoch, 13. November 2019
Blick von Bützberg her auf den Weiler Degermoos. Grosse Bauernhäuser prägen noch heute das Bild. Landwirtschaft betreiben aber nur noch vier Familien. Einst waren es 13.
«In den Reben», wie das Gebiet auf einer rende Besenbeiz ein, die Freitag-, Samstag- li, Lang, Laube und Kloter. Kloter, And-
alten Siegfriedkarte von 1881 heisst, wach- und Sonntagabend geöffnet ist und Begeg- reas Kloter, um genau zu sein, hiess auch
sen seit vielen Jahrzehnten sogenannte Di- nung ermöglicht, so wie einst die Milchan- der vermutlich erste Lehrer der «Hofschu-
rektträger-Reben, das heisst, unveredelte nahmestelle auch Treffpunkt war. le Degermoos». Auf ihn folgten viele wei-
Rebsorten. Die Degermooser sind stolz auf tere Lehrpersonen. Das «Schuelhüsli»
«ihren» Degermooser, wie sie generell stolz Degermooser Namen selbst wurde 1834 errichtet und ist heute
sind in erster Linie Degermooser zu sein zum Wohnhaus umfunktioniert. Eine Ge-
und erst in zweiter Lengnauer. Der Wein Von wenigen Ausnahmen wie den Cave- samtschule wurde darin bis 1969 geführt,
aus dem Weiler wurde einst in der Deger- dons, den Andermatts und den Beglingers danach bis 1977 noch eine Primarschule,
mooser Trotte verarbeitet, heute wird er in einmal abgesehen, gab es im Degermoos dann ging die Schule Degermoos zu. Zu-
der «Goldwand» in Ennetbaden durch die nie viele Neuzuzüger, wenn, dann höchs- letzt gingen dort noch elf Kinder zur Schu-
Familie Wetzel gekeltert und anschlies send tens Angeheiratete. Die Mehrheit der Men- le. Das waren natürlich wenig, insbesonde-
im Barrique-Fass ausgebaut. In Ennetba- schen aber, die heute im Weiler leben, sind re, wenn man bedenkt, dass 1867 rekord-
den kann der Wein auch gekauft werden, dort auch aufgewachsen, in machen Fäl- verdächtige 39 Schüler in die Hofschule
aber auch an Veranstaltungen in der «Kul- len sogar noch in Degermoos zur Schule Degermoos gingen. Heute gehen die jün-
turschüür» wird dieser Degermooser regel- gegangen und sicher «gesund verwurzelt». geren Kinder aus Degermoos und die Schü-
mässig serviert. Namen, die schon früh in den Protokol- ler, die die Sekundar- oder Realschule be-
len von Schulpflege, Wassergenossenschaft suchen, nach Lengnau zur Schule, wer an
Kitt der Gesellschaft und Milchgenossenschaft auftauchen, sind die Bezirksschule geht, fährt mit dem Velo
Baldinger, Meier, Widmer, Graber, Jegg- nach Endingen.
Um bei der «Kulturschüür» zu bleiben:
Die Spielstätte, die Astrid und Dieter
Andermatt in der Scheune neben ihrem
Wohnhaus aufgebaut haben, ist heute weit
über Lengnau hinaus bekannt. Sie wur-
de Schritt für Schritt ausgebaut, irgend-
wann hatte sie sich etabliert in der Kultur-
szene – und wurde zur Austragungsstätte
verschiedenste Events, vor allem des Kul-
turkreises Surbtal. Aufs Ganze sind die
Andermatts allerdings nie gegangen, sie
wollten die Idee der «Kulturschüür» nie
kommerziell ausreizen, setzten viel eher
auf «sanfte Kultur».
Ein niederschwelliges Kulturangebot
hatten wohl auch Jutta und Thomas Jeg-
gli im Sinn, als sie das «Milchhüsli» über-
nahmen, nachdem die Hofabfuhr einge-
führt worden war und die ursprüngliche
Milchannahmestelle ihre Türen für immer
schloss. Sie richteten eine gut funktionie- Die Höfe der Familien Baldinger und Graber im Unteren Degermoos.