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Mittwoch, 13. November 2019 Lebensraum Zurzibiet 11
Das Genie namens Sadkowsky
Ein Weltbürger von Format,
der aber – vor allem in den
Sommermonaten – auch
im Zurzibiet zu Hause ist.
SCHNEISINGEN (bi) – Diese Persönlich-
keit ist in Zürich geboren, Kinder- und Ju-
gendjahre verbrachte sie in Zürich und
Freienstein. Alex Sadkowsky stammt aus
einer Künstlerfamilie. Vater Hipolit aus
Jablona Krey Sokolowsky in Russisch-Po-
len war Porträtist und Restaurator, genau
wie schon des Vaters griechische Mutter,
Eugenie Patronella Duntsa. Deren Gatte,
Grossvater Wladislav Aaron, war Zeichner
in Leningrad und auch die Mutter und der
Bruder von Alex Sadkowksy malten. Die
eigene Tochter Rahel ist ebenfalls eine be-
gabte Künstlerin und das Gleiche gilt für
Sadkowskys Enkeltochter.
Alex Sadkowsky beschloss schon im Al-
ter von vier Jahren, Künstler oder König
zu werden. Er ist schliesslich Künstler ge-
worden – und dazu ein aussergewöhnli-
cher Maler, Zeichner, Grafiker, Fotograf,
Filmemacher und Poet. Sadkowsky durfte
am 16. Januar 2019 seinen 85. Geburtstag
begehen. Er kann auf ein sehr bewegtes
Leben zurückblicken. Immer noch ist er
Künstler mit Herzblut, freut sich aber auch
an den kleinen Dingen und an den Schön-
heiten und Wundern in der Natur. Dane-
ben verfolgt er aufmerksam das internati-
onale Weltgeschehen.
Mit Schneisinger Basis
Bereits mit zwölf Jahren schrieb Sadkowsky Alex Sadkowsky malt mit Leidenschaft – verschickt aber keine SMS.
erste Gedichte, bevor er anfing zu malen.
Das Hintergründige, das Geheimnisvolle
und Rätselhafte interessiert ihn, Banalitä- Allerbeste», so seine Meinung – und geht kaufte ihm begeistert drei Radierungen
ten liegen ihm fern, da freut er sich schon armschwingend wieder zurück. Verdankt ab, auch Ex-Bundesrat Moritz Leuenber-
eher an absurden Sätzen wie: «Ich laufe je- er seinen wachen Geist und seine Vitali- ger gehörte zu seinen Förderern. Im Jahre
den Tag, um nicht malen oder schreiben zu tät wohl auch diesem Ritus? Während des 1969 erhielt er das Schweizer Bürgerrecht.
müssen. Ich male und schreibe täglich, um trüben, kalten Winters verbringt Alex Sad- Sadkowsky ist ein Multitalent, es ist ein-
nicht gehen zu müssen.» kowsky seine Zeit in Nordthailand und ist facher zu sagen, was er nicht kann. Auto-
In der Schweizer Kunstszene war er einst auch dort künstlerisch sehr aktiv. fahren zum Beispiel oder SMS verschicken.
eine grosse Nummer. Eigentlich klar für Dafür bringt er über tausendseitige Bücher
einen Menschen, der gleichzeitig Maler, Vielseitig und kreativ von Hand zu Papier, seine Frau Sonja ist
Zeichner, Schriftsteller und Dichter ist. es dann, die sie abtippt. «Die Chinesische
Sadkowsky ist ein Weltbürger von For- Alex übte bis zum 24. Lebensjahr, neben Wespe», so heisst sein monumentaler, fast
mat, diskutierte mit Frisch und Dürren- der Malerei, einige Brotberufe aus, unter 2000 Seiten starker Roman, ist eine Lie-
matt über Gott, die Welt und die Unterwelt anderem war er Jazzmusiker – er spielte besgeschichte, die in drei schön gestalteten
und ist bis heute mit berühmten Künstlern Banjo und übernahm den Gesang –, dann Bänden vorliegt. Darin erzählt Alex Sad-
befreundet. Sadkowsky wurde eine grosse auch Handlungsreisender für Waschma- kowsky mit grosser Sprachlust und Fanta-
Zukunft als Künstler in Aussicht gestellt, schinen und Rasierklingen, Baumaler, Spa- sie aus einer Welt, die surreale Züge hat,
doch still und leise verschwand er in Irland, nischlehrer, Graphologe und Stepptänzer. aber auch philosophische Themen berührt
Holland, den USA und im Aargau. Kurzfristig war er sogar Preisboxer. Lan- und von überschäumender Vitalität ist –
Im Alpenrosendorf Schneisingen hat ge Zeit war Sadkowsky staatenlos, aber ein «Buch ohne Geländer», wie es einmal
er ein Atelier in einem alten, grossräumi- mit den gesellschaftlichen Umbrüchen hiess. Bis heute ist dem Künstler Sadkows-
gen Bauernhaus mit 18 Türen, hier wohnt um 1968 kam seine künstlerische Karrie- ky der Flirt zum Absurden geblieben. «Ich
und wirkt er während der Sommermonate. re noch mehr in Fahrt, er wurde mit seinen möchte uralt, aber nicht älter werden», sag-
Täglich holt er an einem ganz bestimmten Bildern und Texten bekannt. Der promi- te er einmal. Pensioniert sei er erst nach
Brunnen im «Espi» Wasser – «das ist das nente Londoner Kultmaler Francis Bacon seinem letzten Atemzug.