Page 52 - Lebensraum-2018
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52    Lebensraum Zurzibiet  «Die Botschaft»                                                 Mittwoch, 31. Oktober 2018


                  WC, ohne Wasser und nur mit  direkt vor Ort und fällen den Be-
                 minimalster Elektrizität – der soll  schluss dann per Handschlag. Da
                 greifbar bleiben. Die Stube mit  gehen keine Offerten hin und her,
                 dem Kachelofen von 1756, die Ne-  da werden nicht hunderte Entwür-
                 benstube, die Hinterstube und die  fe gezeichnet, es lebt der Pragmatis-
                 verhältnismässig grosse Küche, all  mus. Ein Pragmatismus, der selbst-
                 das soll erhalten bleiben, ausser-  verständlich auf fachmännischem
                 dem soll auch nach dem Umbau  Know-how und gegenseitigem Ver-
                 die hergebrachte Raumeinteilung  trauen beruht. Kühnis merkt bald,
                 und Raumgestaltung weitgehend  ob jemand mehr verspricht als er
                 nachvollziehbar bleiben. Dass die-  wirklich kann. Er ist selbst nämlich
                 ser Anspruch ein Stück weit im Wi-  auch Fachmann, weiss warum man
                 derspruch steht zum Anspruch, eine  im Dahlihaus marode Böden – wie
                 Wohnung nach heutigen Wohnan-  einst – durch breite, stammgesägte
                 sprüchen zu schaffen, liegt auf der  (konische) Tannenholzbretter  er-
                 Hand.                        setzt und nicht etwa durch einfa-
                                              ches 2. Klass-Holz.
                 Wirken in der «Bauhütte»
                 Überraschend ist vor diesem Hin-  Anspruchsvolle Holzbauarbeiten
                 tergrund, dass weder das  Vögeli  Wer die Liste der Arbeiten betrach-
                 Holzbau-Team noch Robert Küh-  tet, die unlängst umgesetzt werden
                 nis die Zusammenarbeit als müh-  mussten  im Dahlihaus,  versteht
                 sam empfinden. Sie ziehen am glei-  plötzlich, warum sich vermutlich
                 chen Strick, sehen die Herausforde-  nicht jedes Holzbau-Geschäft an  Das Dahlihaus ist das letzte Hochstudhaus der Gemeinde Hausen.
                 rung und wollen sie meistern. Dazu  das Unterfangen Dahlihaus wagen
                 Kühnis: «Ein Projekt wie das Dah-  würde, beziehungsweise warum die
                 lihaus kann nur umgesetzt werden,  Erfahrungen im historischen Holz-  stud, der das Dach mit den Firstbal-  Woche die Schieflage beim dritten
                 wenn Firmen wie Vögeli Holzbau  bau für die Vögeli Holzbau AG so  ken trägt, auf einem drei Meter lan-  Stud zu korrigieren und gerade zu
                 am Werk sind und alle mitwirken,  wichtig sind. Die Mitarbeitenden  gen Abschnitt ersetzt werden. Die  stellen. Dafür kamen Hydraulik-
                 in dieselbe Richtung ziehen und  wie Projektleiter Robin Hirt kön-  Vögeli Holzbau hat den durch Stall-  pressen, Habegger und Stockwin-
                 dem gleichen Berufsethos nachle-  nen in einer Bauhütte wie jener des  dämpfe (Ammoniak) geschwächten  den zum Einsatz. Eine sehr diffizile
                 ben.» Mehrfach fällt beim Besuch  Dahlihauses wertvolle Erfahrungen  Teil des Stammes herausgeschnit-  Arbeit – die wunderbar zeigt, dass
                 an diesem Vormittag der Ausdruck  sammeln, müssen aber auch bereit  ten und  ein Eichenstamm-Stück  die am Projekt Dahlihaus Beteilig-
                 «Bauhütte». Bauherr und Holzbau-  sein,  Verantwortung zu überneh-  aus dem vier Jahre zuvor abgebro-  ten mehr sind als «nur» Zimmer-
                 er wirken gemeinsam in der glei-  men und kluge Entscheidungen zu  chenen Nachbar-Hochstudhaus ein-  männer, «nur» Planer oder «nur»
                 chen Bauhütte, besprechen Prob-  fällen. So musste beispielsweise der  gesetzt. Ausserdem war, wie Georg  Holzbauer. In der Bauhütte sind
                 leme und Lösungen unkompliziert  senkrecht stehende mittlere Hoch-  Nef schildert, während fast einer  die Grenzen fliessend.















































                 Bauherr Robert Kühnis (blaues T-Shirt) im Gespräch mit dem Team von Vögeli-Holzbau (2. von links Robin Hirt, rechts Geschäftsführer Georg Nef).
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